Grenzenlose Freiheit: Ein Gleitschirmflieger erzählt von seiner Leidenschaft

Die Welt von oben sehen und das als Mensch? Durchaus möglich! - Julian Gackstatter berichtet über seine unbändige Leidenschaft als Gleitschirmflieger und seinem Absturz in Schoppernau (Österreich) bei einem Flug vom Diedamskopf. 

Bild: Julian Gackstatter auf dem Beeghof in Satteldorf, Baden-Württemberg

Ein Mauersegler fliegt bis zu 3.000 Meter über den Grund. Die Alpenkrähe hat ihren natürlichen Lebensraum in den Alpen und ist in 2.000 bis 3.000 Metern Höhe zu finden. Der Sperbergeier hält den Höhenflugrekord mit 11.300 Höhenmetern.

Die Knochen eines Menschen sind schwer. Die eines Vogels hingegen leicht, da sie hohl sind. Dadurch sparen sie eine Menge an Gewicht. Außerdem fehlen uns Menschen die Flügel, um zu fliegen. Trotz aller Mängel, die der menschliche Körper aufweist, ist es uns trotzdem möglich, wie ein Mauersegler durch die Luft zu gleiten.

Heute treffe ich mich mit Julian Gackstatter (25) aus Hengstfeld, Baden-Württemberg. Durch seinen Vater ist er auf den Sport des Gleitschirmfliegens gekommen, denn dieser hat ihn von 1989 bis 1996 ausgeübt. Julian hat die alte Ausrüstung seines Vaters auf dem Dachboden gefunden und sie kurzerhand selbst ausprobiert. Im Sommer 2018 hat er das Gleitschirmfliegen begonnen und sich diesen Sport mit YouTube-Videos ziemlich selbst beigebracht bis er dann seinen A-Schein im Allgäu bestanden hat. Seitdem ist er jedes Wochenende in den Alpen unterwegs.

Wir befinden uns auf dem Beeghof, einem nicht unbedeutenden Berg der gleichnamigen Ortschaft Beeghof in Satteldorf, Baden-Württemberg. Warum ist er von Bedeutung? Ganz einfach: Weil hier alles begonnen hat. Auf diesem 40 Meter hohen Berg hat Julian Gackstatter das Gleitschirmfliegen gelernt und seine Leidenschaft für diesen Sport entdeckt. Es ist ziemlich zügig, der Wind pfeift uns um die Ohren. Wir haben eine schöne Sicht, aber Julian ist seit 2018 schon von weitaus höheren Bergen gestartet.

Am 16. Juni 2024 berichtet Vorarlberg ORF.at in Österreich, dass du abgestürzt bist. In Schoppernau hättest du bei einem Flug vom Diedamskopf deinen Notschirm testen wollen. Dieser hätte sich im Hauptschirm verheddert. Dein zweiter Notschirm wäre aufgrund des zu geringen Abstandes zum Boden nicht mehr vollständig belüftet worden. Du seist unkontrolliert zu Boden gestürzt und wärst neben dem Landeplatz aufgeprallt. ORF berichtet, dass du schwer verletzt worden wärst. Nach der Erstversorgung wärst du mit dem Notarzthubschrauber ins Landeskrankenhaus Feldkrich gebracht worden. Meldung Vorarlberg ORF.at

Wie hat sich dein Absturz genau ereignet?

Wir sind ein kleines Team. Ein paar Leute, die eine besondere Art von Gleitschirmfliegen betreiben. Den Kunstflug. Er beinhaltet viele Manöver, bei denen man übern Schirm fliegt und am Schirm vorbei. Sie sehen von außen richtig schön aus, sind aber ein bisschen riskanter, als das normale Gleitschirmfliegen. Während man neue Manöver übt passiert es durchaus mal, dass Fehler passieren, bei denen man den Schirm nicht mehr richten kann. Ich musste bei meinem Absturz das Rettungsgerät werfen. Für normale Gleitschirmpiloten etwas Außergewöhnliches, das eigentlich nie vorkommt. Bei einem Acropilot ist das öfter der Fall. Zum Zeitpunkt des Absturzes ist der Schirm an mir vorbeigeflogen. Ich bin dann getwistet. Das heißt, die beiden Tragegurte haben sich drei oder vier Mal verdreht und ich konnte das Gerät nicht mehr steuern. In circa 400 Meter Höhe musste ich den ersten Rettungsschirm werfen. Der hat sich bei der Öffnung mit dem Hauptschirm verheddert. Ich bin in einer spiralartigen Bewegung zu Boden gesunken. Zwei, dreimal dachte ich, ich hätte die Situation wieder hinbekommen. Erst in den letzten 30 Meter Höhe hab ich realisiert, dass ich relativ schnell zu Boden sinke. Dann hab ich den Zweitschirm betätigt. 30 Meter waren einfach zu wenig für Zweit- oder Rettungsschirm. Das sollten mindestens 50 Meter sein. Vor der Öffnung bin ich eingeschlagen. Hab zwei Minuten keine Luft mehr bekommen, weil ich auf den Brustkorb gefallen bin. Als ich eingeschlagen bin, ist mir mein Kumpel direkt hinterhergeflogen und neben mir gelandet. Innerhalb von 15 Minuten ist der Helikopter eingetroffen. Die haben mich mit Schmerzmittel versorgt und relativ zügig ins Krankenhaus geflogen. Dort wurde ein CT und MRT gemacht, da man eine Hirnblutung und Milzriss vermutete. Ich hatte nur einen geprellten Brustkorb und geprellte Rippen. Am darauffolgenden Tag konnte ich wieder entlassen werden. Eine Woche später bin ich wieder ins Fliegen gegangen. (lacht)

 


Das heißt du wolltest weder den ersten, noch den zweiten Notschirm testen?

Nein, ich wollte keinen Notschirm testen. Hab ihn wirklich gebraucht, weil ich sonst draufgegangen wäre. (lacht)

„Manöver fliegen“ bedeutet also Kunststücke in der Luft zu fliegen?

Ja genau.

Hattest du Angst oder Panik bei deinem Absturz?

Ne. Durch das, dass ich die letzten fünf Jahren, neun Notschirme geworfen hab, wusste ich genau was abläuft. Ich hab objektiv gehandelt. Mein Fehler war, dass ich meinen zweiten Schirm nicht rechtzeitig geworfen habe. Ich dachte, dass ich es wieder in den Griff bekommen könnte. Erst nachdem ich den zweiten Schirm geworfen hab und merkte, dass es nicht reicht, hab ich gesehen wie schnell der Boden näher kommt. In den letzten, ich sag mal 10 Meter, hat mein Körper richtig viel Adrenalin ausgeschüttet. Ich hab mich anspannt und auf den Aufschlag vorbereitet. Durch das ganze Adrenalin macht der Körper das, was er machen muss.

Wie hoch warst du oben?

Also zum Zeitpunkt vom Absturz war ich 400 Meter über Grund. Wir sind am Diedamskopf gestartet bei 2.090 Meter und übers Tal rausgeflogen. Da fliegt man 2-3 Kilometer auf das Übungsgelände. Das besteht aus nichts als Wiesen. Ich bin meistens circa 700 oder 800 Meter über Grund.

Warum hast du das Fliegen nach dem Absturz nicht aufgegeben?

Weil die Community einzigartig ist. Man lernt viele coole Leute kennen. Nach jedem Flug ist man besser gelaunt, als bei irgendeiner anderen Sportart. Auch, wenn man die Manöver nicht sauber fliegt, landet man immer glücklicher, als man an anderen Tagen ist.

Das heißt es ist eine Leidenschaft, die du nicht aufzugeben könntest?

Nö, gar nicht.

Warst du nach deinem Absturz vorsichtiger?

Ja, so die ersten zwei Monate. (lacht)

Wie verläuft ein Flug vom Start bis zur Landung ab?

Das kommt immer ganz darauf an. Beim Kunstflug, den wir betreiben, nimmt man seine Ausrüstung, fährt mit der Bahn hoch und läuft zum Startplatz. Dann kommt man nochmal kurz zur Ruhe, kontrolliert alle Leinen, zieht sein Gurtzeug und Helm an und macht einen Fünf-Punkte-Check, ob alle Schließglieder vom Gurtzeug zu sind. So das Ganze eben. Beim Start läuft man in die A-Ebene. Heißt, der Gleitschirm hat drei Leinen-Ebenen rechts und links. A, B und C. Man greift sich die A-Ebene, die gezogen werden muss, um zu starten. Im Jogg- oder Laufschritt läuft man in den Schirm rein und zieht die Leinen an. Diese spannen sich und der Schirm steigt über einen auf. Man wartet nochmal kurz und schaut nach oben, um den Schirm zu kontrollieren. Anschließend beschleunigt man relativ zügig so lang bis man abhebt. Wenn man 10 Meter über Grund hat, setzt man sich ins Gurtzeug. Wir fliegen immer übers Tal raus, in meinem Fall, flieg ich meine Manöver. Kurz vor Landung schaut man noch mal, dass der Landeplatz und die Umgebung frei sind.  1 - 1,5 Meter vor Landung zieht man beide Bremsen rechts und links durch. Der Schirm wird langsamer und verliert an Höhe. Man landet und läuft aus.

Rennt man schon vorher in der Luft, bevor man landet?

Am Anfang, wenn man das Fliegen lernt und auf der Schulung ist, lernt man es so. Umso länger man Flugerfahrung hat, desto weniger macht man es.  

Wie lange ist man der Luft?

Kommt drauf an. Wenn man auf Strecke gehen will, heißt möglichst weit fliegen und lange, kann bis zu 12-13 Stunden geflogen werden. Das sind die längsten Flüge, die gemacht worden sind. Mein längster Flug war 7,5 Stunden und da versucht man möglichst weit zu kommen. Mit der Thermik, also der aufsteigenden Luft, kann man aufdrehen. Es waren glaub ich 155 Kilometer.

Wie geht man da aufs Klo?

Da hat man ein Urinalkondom an. Bei Frauen ist es ein Becher mit Schlauch. Dann kann man aus dem Gurtzeug pinkeln. (lacht) 

Was ist das für ein Gefühl zu fliegen und die Welt aus der Sicht einer Alpenkrähe zu sehen?

Das größte Freiheitsgefühl, das man haben kann. Es gibt nichts, bei dem man sich lebendiger und freier fühlt. Gerade beim Streckenfliegen, wenn man so lange in der Luft ist, sind die ersten 1,5 Stunden recht aufregend, weil man kämpfen muss, um oben zu bleiben. Zwischenzeitlich kann die Aussicht genossen werden. Was wirklich interessant ist und die meisten Glückshormone ausgeschüttet werden, ist der Rückflug zu dem Punkt, an dem man gestartet ist. Nach 5, 6 oder 7 Stunden gleitet man dahin zurück, wo man hergekommen ist. Man hat einfach so viele Berge gesehen, wie ein Bergwanderer in zwei Jahren nicht schafft. 

Hattest du andere Sportarten, denen du vor dem Fliegen nachgegangen bist?

(lacht)

Ja, eigentlich ganz viele. Ich hab im Verein seit Kindheit an Fußball gespielt, mich dann an der Schulter verletzt und mit 17 oder 18 aufgehört. Zwischendrin hab ich Tischtennis und Bergsteigen angefangen. Das waren auch drei Jahre. Beim Bergsteigen war es auch so, dass man die Freiheit erlebt hat. Man kam an Orte, an denen kaum jemand war. Als ich das Fliegen angefangen hab, hab ich gemerkt, dass das viel mehr Freiheit bedeutet, als es beim Bergsteigen möglich ist.

Das heißt, du warst als Kind nie ein Stubenhocker?

Nein. Nie.

Was war das Verrückteste, das dir jemals in der Luft oder bei der Landung passiert ist?

(lacht und überlegt lange)

Ich glaub das Verrückteste aus meiner Sicht ist tatsächlich hier auf dem Beeghof passiert. Ich hab einen Hochleistungsschirm gekauft und bin eigentlich nur zum Groundhandling hier gewesen. Groundhandling heißt den Schirm kennenlernen und dastehen ohne zu fliegen. Mit T-Shirt und kurzer Hose im Frühjahr, also so einem Tag wie heute, nur mit richtiger Windrichtung bin ich hier gestanden. Ich glaub um 2 Uhr nachmittags, haben mein Bruder und ich beschlossen, dass wir jetzt heim gehen, weil es weniger Wind hatte. Mein Bruder ist runtergeflogen und ich hab gesehen, dass er kurz vorm Start einen leichten Heber bekommen hat. Circa 2-3 Meter Höhe und unten gelandet ist. Dann bin ich ohne Variometer, das ist ein Messgerät mit dem man das Steigen messen kann, hier gestartet und direkt über dem Acker Steigung bekommen. Ich flog ganz flache Kreise, hab aufgedreht und stieg auf ungefähr 1600-2000 Meter Höhe. Ich kann es nicht genau sagen, weil ich es nicht messen konnte. Alles in T-Shirt und kurzer Hose ohne Handschuhe. Mich hats an die Hände gefroren, weil es da oben mächtig kalt war. Obwohl ich nur groundhandln wollte, bin ich dann von hier bis nach Ansbach geflogen. Das waren 43 km ungefähr. Als ich gesehen hab, dass ich in der Nähe eines Flughafens war, bin ich schnell gelandet, weil man da eigentlich nicht fliegen darf. Noch dazu war da eine Militärbasis.

Gibt es ein Idol für dich in diesem Sport?

Joa, also es gibt auf jeden Fall ganz viele Leute, die richtig oft und sauber fliegen. Der eine ist Théo de Blic. Ein Franzose, Acroweltmeister seit, ich glaub, 7 Jahren ungeschlagen. Er fliegt sehr gut, ist aber nicht so wirklich mein Idol. Mein Idol ist eigentlich Hugo Chauvin, auch ein Franzose. Er ist seit drei Jahren im Gleitschirmsport relativ renommiert und hat sich zuhause mit seiner eigenen Nähmaschine einen Akrobatikschirm selber gemacht, der relativ gut geflogen ist. Jetzt hat er seine eigene Gleitschirmmarke. Er hat den Schirm weiter verbessert und will ihn nächstes Jahr auf den Markt bringen. Er könnte auch in den Weltmeisterschaften mitfliegen. Er sagt aber, das Geld, das man aufwenden müsse, sei es ihm nicht wert. Zu den ganzen Wettkämpfen zu fahren koste viel Geld. Selbst, wenn man Weltmeister wird, ist der Siegerpreis bei 2.000 Euro und man gehe mit Miese raus. 

Weißt du, wie hoch der Höhenrekord im Gleitschirmfliegen ist und wo er erreicht wurde?

Soweit ich weiß ist das in Nepal passiert. Ein Franzose ist auf 8.400 Meter mit seinem Gleitschirm gekommen. Das haben davor schon mehrere Leute probiert.

Willst du den Rekord brechen?

Tatsächlich habe ich nicht das Bedürfnis so hoch zu fliegen. Erstens ist das eine relativ unsichere Geschichte. Man muss richtig gutes Wetter haben. Zweitens muss Sauerstoff mitgenommen werden, denn auf der Höhe, kann man sonst nicht mehr gut atmen.  

Wir sind hier am Beeghof. Der Ort, an dem alles begonnen hat. Wie ist es vom Beeghof zu starten im Vergleich zum Diedamskopf in Österreich?

Also die leichte Anspannung ist immer dieselbe. Man weiß nicht immer, ob alles so funktioniert, wie man das beim Start haben will. Oder, ob man aufdrehen und wegfliegen kann. Natürlich kann ich am Diedamskopf meine Manöver trainieren. Hier ist es mehr ein Starten und Hoffen, dass man die Thermik findet und fliegen kann. Am Diedamskopf ist es eine viel sicherere Sache, dass man wirklich lang fliegen kann.

Welche Fehler können fatale Folgen in diesem Sport haben?

Also am meisten passiert, dass sich die Piloten überschätzen und bei Bedingungen fliegen, für die sie absolut nicht gemacht sind. Das sehen wir ganz oft in Bezau, direkt neben dem Diedamskopf. Da sind wir als Acropiloten und machen meistens so 500 - 600 Flüge im Jahr. Wir starten und sehen, dass ein Anfänger mit A-Schirm, der vielleicht ein viertel Jahr seinen Schein hat, bei gleichen Bedingungen fliegt, wie wir. Das ist aber eine schlechte Idee, weil der Pilot schwierigere Situationen zu 95% nicht händeln kann. Das zweite, was wichtig ist, ist der Strömungsabriss. Das heißt, wenn man den Schirm zu langsam fliegt, dann fängt er an zu trudeln. So passieren die meisten Unfälle, weil die Piloten ihre Schirme nicht kennen. Das ist wie beim Flugzeug auch. Wenn der Schirm in niedriger Höhe mit 15 - 20 Meter abgerissen wird und zu Boden trudelt, fallen die Piloten aufs Kreuz und brechen es sich öfter mal.

Jetzt hast du geraden den A-Schein angesprochen. Was kostet der und was kostet so die Ausrüstung für diesen Sport?

Also, als ich meinen Schein gemacht hab, hat er bei der Oase Flugschule im Allgäu 1.400 Euro gekostet. Mittlerweile sind die Preise sehr hochgegangen. Jetzt kostet der Schein circa 2.000 Euro. Das ist nur der Schein. Wenn man neues Gurtzeug haben will, sind es so minimal 700 - 800 Euro. Das teuerste Gurtzeug fürs Streckenfliegen kostet 3.000 Euro. Dann braucht man noch einen Schirm. Einen Neuen kann man für 3.000 – 3.500 Euro bekommen.

Also ein teures Hobby?

Joa, aber Tatsache ist, dass man keine neue Ausrüstung braucht. Es gibt, wie beim Auto auch, einen TÜV. Dort kann man Gleitschirme, die 1-2 Jahre alt sind zum Check hinbringen. Es wird getestet, ob sie noch flugtauglich sind. Nach positiver Prüfung kriegen die dann einen neuen Stempel und man kann sie noch fliegen. Viele kaufen sich dann doch einen gebrauchten Schirm für 1.000 – 1.500 Euro. Gurtzeug kann auch für 300 - 400 Euro gefunden werden. Was ich vorher vergessen hab, ist ein Rettungsschirm. Den braucht man, wenn etwas schief geht.

Wie läuft so eine Flugscheinprüfung ab, hat man Theorie und Praxis, wie bei einem Autoführerschein?

Ja, genau. Es gibt in der Theorie ich glaube 3 - 4 Themen. Das eine ist Verhalten in besonderen Fällen. Das heißt, wenn der Schirm kollabiert und nicht mehr zugfähig ist. Solche Sachen. Dann noch die Wetterkunde, dass man weiß, bei welchem Wetter man fliegen darf und wie Kumulus, also Wolken, entstehen und welche Arten es gibt. Die Theorie endet mit einer Prüfung. Im Praxisteil muss man 40 Flüge machen, aber das ist nur Übung. Einem wird beigebracht, wie es funktioniert. Wir waren damals an der Hörnerbahn im Allgäu, gegenüber vom Nebelhorn. Das sagt vielleicht jemandem was. Zuerst kommen 15 Flügen von niedriger Höhe, so wie hier auf dem Beeghof. Der Fluglehrer sagt dir über Funkt, wie was funktioniert. Dann kommen 40 Flüge von mehr als 300 oder 600 Meter. Ich glaube irgendwie so war es. Da lernt man richtig das Fliegen mit ein paar Manövern, zum Beispiel der Schnellen Acht. Hier wird mit dem Schirm eine schnelle Acht geflogen und das innerhalb von 25 oder 30 Sekunden. Oben steht ein Fluglehrer der guckt, ob du gut starten kannst, achtet auf bestimmte Sachen und deinen Flug mit ein paar Manövern. Abschließend wird die Landung geprüft. Die beinhaltet Landeeinteilung, Landekreise, Gegenanflug, Queranflug und Endanflug. Der geht dann gegen den Wind. Zum Schluss muss man noch aus einem Umkreis von 15 Meter landen können. Dann hat man die Prüfung bestanden und bekommt nach circa. einer Woche den Flugschein zugeschickt.

Und wie lange warst du auf der Flugschule?

Ich war für zwei Wochen unten. Das war so ein Kompaktkurs. Wenn aber wirklich jemand von Grund auf anfangen will Gleitschirm zu fliegen, würde ich das nicht empfehlen. Es geht alles sehr schnell. Bei zwei Wochen täglichem Fliegen bekommt man nicht so viel mit. Fliegt man 3 - 4 Monaten immer wieder, kann man sich einiges besser verinnerlichen und ein Gefühl dafür bekommen.

Gibt es etwas, das du angehenden Gleitschirmfliegern mit auf den Weg geben möchtest?

Also ich würde sagen, wenn man am Startplatz steht mit seiner Ausrüstung und am Zweifeln ist, ob das Wetter flugtauglich ist, lieber wieder runterfahren anstatt zu fliegen. (lacht)

Bist du schon mal gestartet, obwohl du Zweifel hattest?

Ja. (lacht lange)

Tatsächlich wollen wir möglichst gut im Acrofliegen werden. Unsere Gruppe ist relativ häufig am Fliegen, jedes Wochenende. Wir starten dann auch sehr oft bei Bedingungen, bei denen es nicht zu empfehlen ist. Aber es ist halt, jeden Tag, an dem andere nicht fliegen und man selber fliegt, wird man besser. Mittlerweile sind wir auch gut im Einschätzen, ob es noch geht oder nicht. Jetzt ist seit langem nichts mehr passiert. (lacht)

Vielen Dank für das spannende und eindrucksvolle Interview über deinen Sport als Gleitschirmflieger.

Auf Instagram kann Julian Gackstatter live beim Fliegen gefolgt werden. Mit seiner Helmkamera macht er faszinierende Aufnahmen der Manöver und lässt Abonnenten an seiner Leidenschaft teilhaben. Auf diese Weise bringt er so manchen Zuschauer ins Staunen und bietet Einblicke in eine völlig andere Welt! Profil: @juliangackstatter 


Bild: Julian Gackstatter am Startplatz Diedamskopf West



 

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